Neue Impact Investing Principles – neuer Marktstandard?

Während die Europäische Kommission noch an einer allgemeinen Definition zum Thema „Nachhaltigkeit“, arbeitet und in Österreich zunächst mal Arbeitsgruppen zum selben Thema einberufen werden, hat die International Finance Corporation im April 2019 erste Marktstandards für Impact Investing veröffentlicht.Der durch die IFC, einem Mitglied der Weltbankgruppe, neu geschaffene Marktstandard für Impact Investing konnte vom Start weg namhafte Unterzeichner gewinnen – das finden wir doch einen guten Start!

Operating Principles for Impact Management
Diese Prinzipien beschreiben die wesentlichen Merkmale der Verwaltung von Investmentfonds mit der Absicht, neben den finanziellen Erträgen zu messbaren positiven sozialen, wirtschaftlichen oder ökologischen Auswirkungen beizutragen. Sie sollen verhindern, dass Impact Investing zu einem inflationären Begriff verkommt, regen zum Nachdenken an und bieten Investoren auf jeden Fall einen ersten guten Einblick und Rahmen um ihre Investmentideen auf positiven Impact „abzuklopfen“:
1. Define strategic impact objective(s), consistent with the investment strategy
2. Manage strategic impact on a portfolio basis.
3. Establish the Manager’s contribution to the achievement of impact.
4. Assess the expected impact of each investment, based on a systematic approach.
5. Assess, address, monitor, and manage potential negative impacts of each investment.
6. Monitor the progress of each investment in achieving impact against expectations and respond appropriately.
7. Conduct exits considering the effect on sustained impact.
8. Review, document, and improve decisions and processes based on the achievement of impact and lessons learned.
9. Publicly disclose alignment with the Principles and provide regular independent verification of the alignment.

Was so schön und einfach klingt, ist in der Umsetzung – das weiß jeder, der im Bereich Asset Management tätig ist – alles andere als einfach. Alleine Punkt 4 treibt mir bei näherer gedanklicher Betrachtungsweise die Schweißperlen auf die Stirn, da „(social) impact“ meist alles andere als einfach messbar ist.
Da diese Grundsätze so konzipiert wurden, dass sie für eine Vielzahl von Institutionen und Fonds geeignet sind, können diese auch durch verschiedene Impact-Management-Systeme implementiert werden – das macht zumindest auf Managementseite die Sache einfacher. Die Grundsätze schreiben nicht vor, welche Auswirkungen anvisiert werden sollen oder wie diese gemessen und gemeldet werden sollen. Dies macht allerdings wiederum für Investoren die Sache komplizierter, denn die einzelnen Investments sind somit kaum vergleichbar.

Erstunterzeichner der Impact Principles
Am 12. April 2019 haben 60 internationale Organisationen als Erstunterzeichner diese „Principles“, die im Rahmen der Frühjahrstagung der IMF-Weltbank-Gruppe in Washington D.C., erstmals öffentlich präsentiert wurden, unterzeichnet. Das freut uns, ist es doch ein Beleg dafür, dass Impact Investing zunehmend an Bedeutung gewinnt. Wenn es darum geht einen klaren gemeinsamen Marktstandard zu schaffen und dadurch mehr Glaubwürdigkeit, Disziplin und natürlich Transparenz zu schaffen, dann war die Verfassung dieser Prinzipien sicher ein erster wichtiger Schritt, dem große Anerkennung gebührt. Allerding vermutlich eben auch nur ein erster Schritt, denn im Detail gibt es sicher noch großen Diskussionsbedarf.

OeEB als einzige Unterzeichnerin aus Österreich
Wir haben uns die Liste der Unterzeichner durchgesehen und prominente Namen gefunden. Darunter auch – immerhin – ein österreichisches Unternehmen, nämlich die Österreichische Entwicklungsbank (OeEB), die mit den von ihnen unterstützen und geförderten Projekten seit Jahren positiven, nachhaltigen Impact schafft. Das freut uns!
Was uns weniger freut ist, dass sich bislang keine weiteren österreichischen Institutionen den neuen Standards verpflichtet haben. 
In Österreich steckt das Thema Impact Investing offensichtlich tatsächlich noch in den Kinderschuhen. Hier orten wir dringenden Aufholbedarf – auch und gerade seitens der Politik, die dringend geeignete Rahmenbedingungen für (semi-) institutionelle Investoren schaffen muss.