ESG im Bereich Bio-Health und Pharma am Beispiel von Medical Strategy

Immer mehr Fonds-Anbieter versuchen ihre Portfolios mit einschlägigen „Nachhaltigkeits-Gütesiegeln“ auszeichnen zu lassen. Fakt ist jedoch, dass zwischen den ESG-Bewertungen verschiedener Nachhaltigkeitsagenturen kaum Korrelationen bestehen . Die Erklärung dafür ist so einfach wie unzufriedenstellend: Bis dato gibt es schlichtweg keine einheitliche Definition von Nachhaltigkeit.

Nachhaltig ohne Gütesiegel – geht das? Was ist „nachhaltig“?

Ein Extrembeispiel[1]: Die unterschiedlichen Scoring-Modelle der Nachhaltigkeits-Ratingagenturen MSCI ESG, RobecoSAM und Sustainalytics vergeben für ein und denselben Autohersteller 19 bis 65 Punkte (von 100) bezüglich „sustainability“.

Auch im Biotech- und Pharma-Bereich gibt es ganz unterschiedliche Bewertungen; die Aussagekraft der Ergebnisse ist entsprechend gering. Generell lässt sich festhalten, dass die Aussagekraft von Nachhaltigkeitsbewertungen umso geringer ist, je spezifischer ein Unternehmen agiert. Vor allem im Small- and Mid -Cap-Bereich gibt es zudem generell noch viel zu wenig Daten.

Doch auch, oder gerade wenn ein Unternehmen, beziehungsweise ein Fonds sich nicht in klassische ESG-Schemen pressen lässt, ist eine individuelle Auseinandersetzung mit der Nachhaltigkeits- und Impact-Thematik essentiell, um dem Bedürfnis der Anleger nach Transparenz zu entsprechen.

Individuelle Analyse

Wir haben uns einige dieser individuellen Unternehmens- und Fondsanalysen angesehen ­- und ja, auf den ersten Blick klingt alles toll. Doch wer sich nur ein bisschen in der Materie auskennt, erkennt sehr rasch, wer nur eine „Pflichtübung“ absolviert, und wer das Thema wirklich ernst nimmt. Ein schönes Beispiel für einen Fondsanbieter, der seinen diesbezüglichen Auftrag überzeugend erfüllt, ist das Münchner Unternehmen Medical Strategy mit seinem Aktienfonds MEDICAL BioHealth.

Der Investitionsschwerpunkt des Fonds liegt bei kleinen und mittelgroßen forschenden Unternehmen. Doch kaum eine dieser Firmen ist aktuell am Radar von ESG-Ratingagenturen. Aber heißt „keine Bewertung“, dass die Unternehmen nicht nachhaltig agieren? Und heißt das in Folge, dass der Fonds seine Nachhaltigkeitsverantwortung nicht ernst nimmt? Und wie ist das Portfolio denn nun tatsächlich bezüglich ESG aufgestellt?

E für Umwelt

Gemäß der geplanten EU-Taxonomie wird die Umweltproblematik von Unternehmen vor allem anhand der Treibhausgas-Emissionen beurteilt. Der Energiesektor ist dabei für fast 81 Prozent der Treibhausgas-Emissionen verantwortlich, gefolgt von der Landwirtschaft mit einem Anteil von knapp neun Prozent und dem Segment „industrielle Prozesse“ mit einem Anteil von knapp acht Prozent[2].

Der Gesundheitssektor ist nur in sehr geringem Maß für schädliche Emissionen verantwortlich, forschende und noch nicht produzierende Unternehmen überhaupt nur in verschwindend geringem Ausmaß.

Bezüglich Ressourcenverbrauch sind Pharma-Unternehmen der westlichen Welt allein schon aus ökonomischen Gründen (und aufgrund rechtlicher Auflagen) darauf angewiesen, sparsam mit Wasser, Energie, und anderen Rohstoffen umzugehen.

Daneben sind natürlich auch noch die Themen Entsorgung und Abfallwirtschaft relevant, aber auch hier gelten angesichts des geographischen Investmentuniversums von Medical Strategy westliche Standards, die als weitgehend unproblematisch einzustufen sind.

S für Sozial

Um Verstöße gegen soziale Kriterien zu verhindern, werden in der Regel Ausschlusskriterien definiert (Kernkraft, Waffenproduktion, Alkohol, Tabak, Glücksspiel und Pornographie). Zudem wird bei Analysen darauf geachtet, dass es bei der Produktion zu keinen Verletzungen der Menschenrechte kommt und Kinderarbeit ausgeschlossen ist.

Bei Unternehmen aus der Healthcare-Branche, die in den USA, Europa und nur in seltenen Fällen in entwickelten asiatischen Nationen angesiedelt sind, sind Verstöße gegen S-Kriterien damit de facto ausgeschlossen.

Darüber hinaus liefern innovative Arzneimittelunternehmen grundsätzlich einen positiven sozialen Beitrag für die Gesellschaft, da sie der Aufrechterhaltung oder Wiederherstellung der Gesundheit dienen. Ergänzend muss festgehalten werden, dass Unternehmen, die sich auf Gentherapie, degenerative Erkrankungen und Onkologie spezialisieren, gerade im (kaum gerateten) Bereich der Small- und Mid-Caps überproportional stark vertreten sind.

Fonds, wie der MEDICAL BioHealth repräsentieren somit konsequent das dritte (Gesundheit und Wohlergehen) und auch das zehnte UN Sustainable Development Goal (Abbau von Ungleichheiten).

G für Governance

Corporate Governance umfasst den rechtlichen und faktischen Ordnungsrahmen für die Leitung und Überwachung eines Unternehmens. Ein wesentlicher Punkt dabei ist die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Bestechung und Korruption. Da Pharma- und Biotech-Unternehmen ausschließlich in westlichen Industrienationen forschen, die laut Transparency International[3] die vordersten Plätze mit dem niedrigsten Korruptionswahrnehmungsindex belegen, ist naturgemäß auch der G-Score eines Fonds, der in solche Unternehmen investiert, gut.  

Fazit

Das Segment Biotech/Pharma ist speziell bei Small- and Mid-Caps noch von kaum einer Ratingagentur erfasst; ein entsprechend gutes Rating daher nicht möglich. Wenn sich ein Fondsanbieter aber die Mühe macht, sein Portfolio hinsichtlich ESG relevanter Faktoren zu screenen und seinen SDG-Beitrag herauszuarbeiten, sollte das bei der Beurteilung des Fonds jedenfalls Berücksichtigung finden.

Der MEDICAL BioHealth Fonds hält jedenfalls ein Portfolio, das in Bezug auf die Kriterien Umwelt, Soziales und Unternehmensführung gut abschneidet. Besonders der soziale Einfluss ist aufgrund der starken Fokussierung auf forschende Healthcare-Unternehmen, die die meisten Innovationen zur Bekämpfung und Heilung von Krankheiten entwickeln, als ausgesprochen positiv einzustufen.

Bleibt nur noch zu hoffen, dass zunehmend mehr Assetmanger bereit sind, sich nicht nur von Gütesiegeln leiten zu lassen, sondern sich auch intensiver in die Materie vertiefen. Denn auch und gerade Fonds, die momentan kein Gütesiegel erhalten können, sind durchaus wert, in die engere Auswahl genommen zu werden, um nicht nur reale, sondern nachhaltig auch soziale Rendite zu erwirtschaften.

[1] https://www.flossbachvonstorch-researchinstitute.com/de/studien/nachhaltig-janeinvielleicht-zur-mangelnden-vergleichbarkeit-von-esg-ratings/

[2] https://www.europarl.europa.eu/news/de/headlines/society/20180301STO98928/treibhausgasemissionen-nach-landern-und-sektoren-infografik).

[3] www.transpareny.org)

Foto: https://fondstrends.lu/produkte-und-vertrieb/erfolgreiche-therapien-fuehren-unabhaengig-vom-konjunkturverlauf-zu-hohem-wachstum/