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04. Oktober 2025

Chance für Österreichs Start-up-Finanzierung: der „Rot-Weiß-Rot Dachfonds“

Die Ankündigung eines neuen Standortfonds mit Fund-of-Funds-Struktur – im politischen Wording als „Rot-Weiß-Rot Dachfonds“ bezeichnet – markiert einen wichtigen Wendepunkt für die österreichische Start-up-Szene. Hurra! Nach jahrelanger Diskussion folgt damit ein Instrument, das in vielen anderen Ländern längst etabliert ist. Ziel ist es, privates Kapital mit öffentlichen Mitteln zu bündeln, um Start-ups und Scale-ups im Wachstumsprozess zu begleiten. Die Entscheidung ist das Ergebnis intensiver Arbeit zahlreicher Akteure, allen voran invest.austria. 

invest .austria – das führende Netzwerk für Investor:innen am vorbörslichen Kapitalmarkt in Österreich und zentrale Anlaufstelle für alle Fragen rund um Angel Investing, Venture Capital und Private Equity – sowie vieler engagierter Investor:innen. Sie alle haben unermüdlich darauf hingearbeitet, dass der Fonds nun auf den Weg gebracht wurde – ein politischer Durchbruch, aber eben nur der Anfang. Denn die eigentliche Herausforderung liegt in der Ausgestaltung: Nur wenn das Modell professionell, unabhängig und international anschlussfähig positioniert wird, kann es sein volles Potenzial entfalten.

Österreichs Ökosystem muss an Terrain gewinnen

Dass es diesen Schritt braucht, zeigen die Zahlen des jüngsten Start-up Investment Barometers von EY. Im ersten Halbjahr 2025 sank das Investitionsvolumen auf 110 Mio. Euro – ein Rückgang um 64 % gegenüber dem Vorjahr. Es ist der niedrigste Wert seit 2019. Auch die Zahl der Finanzierungsrunden ging zurück, große Deals blieben nahezu aus, Frühphasenfinanzierungen erreichten ein Fünfjahrestief. Besonders alarmierend ist, dass sich sowohl internationale als auch heimische Investor:innen zurückziehen. Staatssekretärin Elisabeth Zehetner machte deutlich, dass der Fonds zwei Funktionen erfüllen soll: einerseits als wirtschaftspolitisches Instrument Wachstum und Innovation im Land vorantreiben, andererseits ein attraktives Investmentvehikel für Kapitalgeber sein.

Internationale Referenzmodelle

Nur wenn beides gelingt, kann Österreich international aufholen. Die im September erwartete EcoAustria-Studie analysiert internationale Fund-of-Funds-Konstruktionen. Während die USA stark auf privates Kapital setzen, dominieren in Europa öffentlich-private Partnerschaften. Deutschland gilt mit KfW Capital als Vorbild: Dort soll das Fondsvolumen bis 2030 rund 13,6 Milliarden Euro erreichen. Dänemark hat hingegen einen rein privaten Weg eingeschlagen. Für Österreich ist klar: Ein reines Staatsvehikel wird nicht ausreichen, ebenso wenig ein ausschließlich privat getragenes Modell. Der Erfolg hängt davon ab, beide Welten zu verbinden.

Erfolgsfaktoren für den Rot-Weiß-Rot Dachfonds

Damit der Dachfonds Wirkung entfalten kann, sind mehrere Faktoren entscheidend. Erstens muss das Fondsmanagement unabhängig und international erfahren sein, um Vertrauen aufzubauen und professionell zu agieren. Zweitens muss die Kapitalbasis breit angelegt sein, um nicht nur Seed-Phasen, sondern auch Series A und B nachhaltig zu stärken. Drittens braucht es klare Vorgaben für institutionelle Investoren wie Versicherungen und Vorsorgekassen und natürlich auch steuerliche Anreize für Business Angels und private Investoren. Ohne Schaffung eines attraktiven rechtlichen Rahmens wird es nicht gehen. Das Vorhaben muss weiters begleitet werden vom Abbau regulatorischer Hürden bis hin zu gezielten Förderungen in strategischen Branchen wie ClimateTech.

Vom Signal zum Hebel

Der Rot-Weiß-Rot Dachfonds ist mehr als ein politisches Signal – er kann zum zentralen Hebel für die Weiterentwicklung des österreichischen Start-up-Ökosystems werden. Doch allein reicht er nicht. Er muss Teil einer Gesamtstrategie sein, die Frühphasenfinanzierung stärkt, internationale Kapitalgeber einbindet und Zukunftsbranchen gezielt fördert. Dafür braucht es ein professionelles Setup, die konsequente Einbindung privater Investoren und ergänzende Reformen. Österreich hat jetzt die Chance, sich im internationalen Wettbewerb neu zu positionieren. Ob sie genutzt wird, entscheidet sich in den kommenden Monaten.

Originalbeitrag: 

Gastkommentar Dr. Susanne Lederer-Pabst in Börse Social Magazine #104_Ausgabe 08/2025.